Mentalitätswechsel

"Die Menschen lassen sich nicht mehr so leicht Sand in die Augen streuen wie einst. Der Jargon und die großen Worte der Politiker verfangen sich bei ihnen nicht mehr; infolgedessen bekommen die an der Macht Befindlichen die Launen der Öffentlichkeit viel unmittelbarer zu spüren als in den alten, leichtgläubigen Zeiten. Wenn überhaupt eine Macht auf Erden dem nuklearen Wahnsinn oder der Ausbreitung der hundsgemeinen Landminen ein Ende setzen kann, dann ist es die Öffentlichkeit."
Sir Peter Ustinov, "Nachtgedanken", 17. August 1995.

Liebe Kolleginnen und Kollegen

Ole v. Beust, unser aller lächelnder Bürgermeister, kommentiert das negative Bundesverfassungsurteil zur möglichen Bundeshilfe für Berlin unter anderem mit der programmatischen Aussage, daß Hamburg sich dem (föderalen) Wettbewerb erfolgreich gestellt habe.

Dieser "erfolgreiche Wettbewerb" bedeutet beispielsweise den für die Staatskasse teuren Verkauf des Landesbetriebes Krankenhäuser, das Schließen von Schulen, das Verrotten öffentlicher Wege usw.

Für die Universität heißt dieses vollmundige Bürgermeisterwort die Fortsetzung der chronischen Unterfinanzierung, faktischer Personalmangel, die Umwandlung der Fachbereichsstrukturen hin auf eher fiktive Fakultäten, die strenge Verschulung und Zweiteilung des Studiums mit aufwendig einzuführenden Bachelor- und Masterstudiengängen (so auch "StiNE"), die geplanten Zumutungen mit den bankenfreundlichen Studiengebühren, bauliches Durcheinander sowie chaotische Umzüge von Instituten und Fachbereichen. Diese Direktiven sind im einzelnen und insgesamt wenig sinnvoll und deshalb minder erfreulich. Die "Modernisierung" ist weder neutral noch ist sie nicht aufreibend. In den Unterschichten des Alltags rührt sich fort und fort ein Grummeln. (Die Vorstandsgehälter großer Konzerne steigen derweil um elf Prozent.)

Diese Zustände sind nach unserem Dafürhalten nicht mehr abzuarbeiten, zu beschweigen oder hinzunehmen.

Deshalb halten wir einen Mentalitätswechsel in Arbeit und Leben sowie insbesondere zwischenmenschlich für dringend erforderlich. (Diese Veränderung könnte schon mit ernsthaften Gesprächen über die "Lage" beginnen.)

In diesem Sinne sind wir interessiert an Ihrer Meinung und Haltung.

Bitte teilen Sie uns Ihre Auffassung unter www.mentalitaetswechsel.de mit.

Mit freundlichen und kollegialen Grüßen

Golnar Sepehrnia, Olaf Walther
(studentische Mitglieder im Akademischen Senat)

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Ernst Exempel

Antwort vom 22.11.2006 um 14:52 Uhr

Liebe Frau Sepehrnia, lieber Herr Walther,
ich habe lange gezögert, ob ich Ihnen antworten soll.
Niemand will der Erste sein und dafür auf den Kopf bekommen.
Die Lage ist schwierig und unangenehm, da haben Sie recht. Wir erfüllen immer wieder mehr schlecht als befriedigend unsere Aufgaben.
Was Sie aber mit dem "Mentalitätswechsel" meinen, ist mir nicht ganz klar. Die Sache mit dem "Ruck" kann doch wohl nicht gemeint sein?
Vielleicht müssen wir alle etwas nachdenklicher werden. Das mit dem miteinander reden finde ich zutreffend und gut. Manche Kolleginnen und Kollegen kommen aus dem Erzählen oder Schimpfen gar nicht mehr heraus. Im Nachhinein ist einem besser zumute, aber eine Änderung kommt noch nicht dadurch zustande.
Also: was ist zu tun?

Mit freundlichen Grüßen
Ernst Exempel

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